
Im Weberhandwerk gibt es zahlreiche Techniken und Arbeitsschritte, die für das Gelingen eines Projekts von entscheidender Bedeutung sind. Einer dieser wichtigen Schritte ist der sogenannte Litzeneinzug am Webstuhl. Obwohl dieser Prozess oft im Hintergrund stattfindet, ist er entscheidend für die Bindung und somit für die Struktur und das Muster des gewebten Stoffes.
Was ist der Litzeneinzug?
Der Litzeneinzug bezeichnet den Prozess, bei dem die Kettfäden durch die Litzen eines Webstuhls gezogen werden. Die Litzen sind feine, oft metallene oder textile Ösen, die auf den sogenannten Schäften befestigt sind. Die Anordnung der Kettfäden in den Litzen bestimmt, wie die Fäden beim Weben gehoben und gesenkt werden, um das gewünschte Muster im Gewebe zu erzeugen.
Dieser Schritt erfolgt nach dem Aufbäumen der Kette, bei dem die Kettfäden auf den Kettbaum des Webstuhls gespannt werden. Der Litzeneinzug ist ein präziser und sorgfältiger Prozess, der eine ruhige Hand und ein gutes Verständnis des gewünschten Musters erfordert.
Der Prozess des Litzeneinzugs
- Vorbereitung: Bevor der eigentliche Litzeneinzug beginnen kann, wird das Muster bzw. die Patrone (technische Zeichnung des Gewebes) genau studiert. Dieser Plan zeigt, wie die Kettfäden durch die Litzen geführt werden sollen. Die Patrone ist quasi die Anleitung für den Litzeneinzug und gibt vor, welche Fäden durch welche Litzen gezogen werden müssen.
- Einzug der Kettfäden: Nun beginnt der Einzug der Kettfäden. Jeder einzelne Faden wird nacheinander durch die Öffnung einer Litze gezogen. Dabei muss genau darauf geachtet werden, dass die Fäden in der richtigen Reihenfolge und durch die korrekten Litzen geführt werden. Diese Arbeit erfordert Geduld und Sorgfalt, da Fehler im Einzug später zu unerwünschten Fehlern im Gewebe führen können.
- Überprüfung: Nachdem alle Kettfäden eingezogen sind, wird überprüft, ob der Einzug korrekt durchgeführt wurde. Es ist wichtig sicherzustellen, dass kein Faden ausgelassen oder falsch eingezogen wurde. Ein falscher Litzeneinzug kann das Muster des fertigen Gewebes beeinträchtigen und ist oft schwer zu korrigieren, wenn das Weben erst einmal begonnen hat.
Der Litzeneinzug hat einen direkten Einfluss auf die Struktur und das Design des gewebten Stoffes. Durch die Art und Weise, wie die Kettfäden durch die Litzen geführt werden, kann der Weber Bindungen wie z.B. Leinwand, verschiedene Köper, Rosengang, usw. erzeugen. Diese Muster entstehen durch das gezielte Heben und Senken der Kettfäden während des Webprozesses, was wiederum vom Litzeneinzug und der Verbindung von den Schäften zu den Tritten abhängt.

Was hilft beim Litzeneinzug?
- Ruhe bewahren: Der Litzeneinzug erfordert Geduld. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen und konzentriert zu arbeiten, um Fehler zu vermeiden.
- Arbeiten in Abschnitten: Besonders bei breiten Ketten oder komplizierten Mustern kann es hilfreich sein, in Abschnitten zu arbeiten und regelmäßig zu überprüfen, ob der Einzug korrekt ist.
- Verwenden von Hilfsmitteln: Es gibt spezielle Haken und Einziehwerkzeuge, die den Litzeneinzug erleichtern. Diese Werkzeuge helfen dabei, die Kettfäden sicher und präzise durch die Litzen zu führen.
- Genauigkeit über Geschwindigkeit: Es ist besser, langsam und sorgfältig zu arbeiten, als schnell und ungenau. Ein fehlerhafter Litzeneinzug kann später schwer korrigiert werden.
Der Litzeneinzug am Webstuhl ist ein essenzieller Schritt im Webprozess, der die Grundlage für das Muster und die Struktur des fertigen Gewebes legt. Wem dieser Beitrag zu theoretisch war, kann gerne im Weblabor Marzhausen einen Termin machen und sich das ganze anschauen und erklären lassen.